Sonntag, 16. Juni 2013

'Crapitalismus': Brot für die Welt – Müll für Afrika

(nh) Millionen Menschen können es kaum erwarten, bis endlich das neueste iPhone 6, 7 bzw. 200 auf den Markt kommt. Gefolgt von der ebenfalls linear aufgebauten Marketingstrategie für Tablets oder sonstige Unterhaltungselektronik. Man braucht diese ja schließlich für Weihnachten, Ostern oder zum Geburtstag, im Idealfall für alle „Festtage“ etwas, das man in Geschenkpapier einwickeln kann. Am besten etwas aus Elektronik oder was zum Spielen inklusive Schokolade.

Doch wohin mit dem Handy aus gebürstetem Aluminium und Megapixelkamera vom letzten Jahr? Ebay… nein. Kaum jemand will alte Handys bzw. Laptops in den eigenen vier Wänden haben,  zu langsam zu alt, einfach out.

Weltweit entstehen jedes Jahr über 50 Millionen Tonnen Elektroschrott. So schwer wie 5.000 Eifeltürme.

Bedingt durch das Baseler Abkommen, welches den EU-Staaten untersagt, Elektromüll zu exportieren und eine Gebühr für die fachgerechte Wiederaufbereitung  diese Art von Müll vorschreibt, bekommt dieses Thema einen finanziell faden Beigeschmack. Nicht so in 3.-Welt-Ländern. Über 75% des weltweiten Elektroschrott wird in Entwicklungsländer gekarrt. Wobei „Schrott“ der falsche Begriff ist, da sich die Elektronik, welche zum Beispiel Länder wie Ghana mit über 500 Containern monatlich erreicht, oft noch in tadellosem Zustand befindet.

Hauptsächlich sind dabei Kinder zu Tausenden auf den Müllhalden unterwegs um Kupfer, Aluminium oder Blei durch hoch giftiges Herausschmelzen der Plastikumhüllungen zu gewinnen, damit die immer magerere Ausbeute für ein paar Cent weiterverkauft werden kann. Ohne jenen Schrott hätten viele dieser Menschen überhaupt keine Einkommensquelle mehr

Die Wegwerfgesellschaft unterbinden?
Es sind komplexe Problemstellungen, die es hierbei zu lösen gilt. Was hilft wem am besten? „Konsumverzicht“ und nur noch gebrauchte Elektronik vom Flohmarkt? - Bleibt der weltweite Schrotttransport nach Afrika aus, verlieren auch noch viele jener abhängiger Menschen ihre Lebensgrundlage. Weiter konsumieren wie bisher und auf strengere Umweltrichtlinien bestehen? Eine Möglichkeit, die jedoch für den „Normalverbraucher“ oftmals nicht akzeptabel erscheint, weil in dem Fall das neue Handy unter Umständen nicht mehr 500 EUR, sondern 1000 EUR kosten müsste, um auf unternehmerischer Seite durch neu entstandene Gebühren keine Verluste erleiden zu müssen.

Vielleicht wäre auch ein Preis von 1.500 EUR angemessen, wenn dadurch pro verkauftes Handy sichergestellt wird, dass ein vernünftiger Anteil des „Gewinns“ auch an die Menschen fließt, welche anschließend das Produkt wieder auseinandernehmen müssen. Vor dem Gesichtspunkt der Obsoleszenz (künstlicher Produktalterung) erscheint dieser Ansatz jedoch ebenfalls nur schwer umsetzbar, da kein vergleichbareres Wirtschaftswachstum erzielt werden könnte, wenn unsere Smartphones und Tablets nach zwei Jahren nicht automatisch kaputt gehen würden.
Bleibt eines festzuhalten: 

Konsum, vor allem nachhaltiger Konsum ist ein Thema, für das der überwiegende Teil der Menschheit noch nicht ausreichend sensibilisiert wurde. 


                     Aktion Deutschland Hilft

1 Kommentar:

  1. Schande die Sache. Ich kaufe z.B. stets auch gebrauchte Elrktronik. Aber viel mehr wie mich wirds wohl nich geben..

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